Information von Väter für Kinder e.V.:
Eine primäre Aufgabenstellung des gemeinnützigen Vereins Väter für Kinder e.V. ist die Sammlung, Auswertung und Verbreitung rechts-, human- und sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse und Informationen, die der Stärkung und Verbesserung der Kind-Eltern-Beziehung dienen (§3 Abs. 4e der Satzung). In diesem Sinne freuen wir uns, dass wir Frau Dipl. Psych. Ursula Kodjoe bei der Teilnahme an
37. Jahreskonferenz
des AFCC (Association of Family and Conciliation Courts)
in New Orleans vom 31.5.- 4.6.2000
Entfremdung, Umgang und Bindung
unterstützen konnten, und wir dafür exklusiv ihren Tagungsbericht veröffentlichen dürfen. Der Bericht zeugt von einem sehr offenem, konstruktivem Erfahrungsaustausch, wie er bei einem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit selbstverständlich sein sollte. Zu diesem Anspruch gehört ganz wesentlich, dass dieser Austausch uneingeschränkt über Staats- , Kultur- und Sprachgrenzen erfolgt und wissenschaftliche Arbeiten dementsprechend auch Erkenntnisse außerhalb der nationalen Grenzen voll berücksichtigen.
Entsprechend ist auch die seit 1963 bestehenden Association of Family and Conciliation Courts (court= Gericht, conciliation = Schlichtung, im Gegensatz zum traditionellen angelsächsichen adversary= gegnerischen Gerichtssystem) als internationale Organisation konzipiert, für alle die mit konfliktbeladenen Familien arbeiten. Sie veranstaltet u.a. Konferenzen, Fortbildungsseminare und gibt die renommierte Zeitschrift Conciliation Court Reviews heraus. Informationen sind nicht nur auf den traditionellen professionellen Kanälen, sondern seit langem auch schon im Internet verfügbar. Es ist daher beschämend, dass von den den 800 Teinnehmern (Richter, Anwälte, Psychiater, Psychologen, Therapeuten, Ärzte, Sozialarbeiter, Mediatoren und Politiker: Kommunalpolitiker, Kongreßabgeordnete) zwar, neben der USA, auch Kanada, Australien, Neuseeland, Japan, Mexiko, Guatemala, Chile, Norwegen, England, Italien und Holland vertreten waren, aber aus Deutschland nur die frei beruflich tätige Berichterstatterin. (Für Angehörige von Universitäten, Behörden etc. wäre eine Teilnahme sicher einfacher gewesen.)
Es kann dann auch wenig überraschen, dass Erkenntnisse und Methoden, die anderswo schon längst zur konstruktiven Lösung von Familienkonflikten beitragen, hier bestenfalls noch Neuland sind und die deutsche Praxis umgekehrt im Ausland oft auf erhebliches Befremden stößt. Wir errinnern beispielsweise an das Parental Alienation Syndrom (PAS), dass schon etwa ab1983 in die internationale, wissenschaftliche Literatur und in Gerichtsentscheidungen Eingang fand, aber in Deutschland erst seit 1998 diskutiert wird, und das nicht selten noch polemisch, statt konstruktiv (wie auf obiger Tagung). Oder man denke an die heftigen Reaktionen auf die deutsche Handhabung von Fällen internationaler Kindesentführung, und schließlich an die jüngste Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (Elsholz vs. Germany, Pressemitteilung, Urteil), aus der dieses Befremden ebenfalls sehr deutlich zu entnehmen ist.
Gerade aus diesem Gründen freuen wir uns über den so wichtigen "Blick über den Zaun" den dieser Tagungsbericht vermittelt, und dem Fachpublikationen folgen sollen.