Das
Parental Alienation Syndrom (PAS)
Eine interdisziplinäre
Herausforderung für scheidungsbegleitende Berufe
Internationale Konferenz, Frankfurt (Main), 18.-19. Oktober 2002
The Parental Alienation Syndrome (PAS)
An Interdisciplinary Challenge
for Professionals Involved in Divorce
International Conference, Frankfurt (Main), October 18-19, 2002
Veranstalter / Organizers :
PAS-Arbeitsgemeinschaft, z. Hd. Dr. med. Wilfrid von Boch-Galhau,
Würzburg, BRD
Audio-Mitschnitte / Audio Recordings
Juristische Beiträge / Juridical Contributions
Kurt Ebert, Prof. Dr. jur.
(Inst. für Rechtsgeschichte, Uni Innsbruck, Österreich)
Die Rechtssituation bei Kindesentfremdung im
europäischen Vergleich, dargestellt vornehmlich an Fallbeispielen der
Straßburger Menschenrechts-Judikatur ca. 29 Min.
Im Zeichen einer gesellschaftspolitischen „Fixierung auf das
frauenemanzipatorische Element“ wurden in Europa seit den 70er-Jahren
das Familienrecht und das Kindschaftsrecht weithin tiefgreifend
umgestaltet. Dabei wurde das Kind gleichsam mit dem Emanzipationsbad
ausgegossen, im Zuge mehr oder minder dramatisch ansteigender
Scheidungszahlen zum wehrlosen Objekt so genannter „Alleinerziehung“
instrumentalisiert und demzufolge de facto vielfach seines natürlichen
und menschenrechtlichen Grundanspruchs auf seine beiden Eltern beraubt.
Als Rechtsinstrument dieser Fehlentwicklung diente vor
allem die obligatorische Alleinsorge, welche beispielsweise in
Deutschland zwar schon 1982 vom Bundesverfassungsgericht als
unvereinbar mit dem Elternrecht gem. Art. 6 des Grundgesetzes erklärt
worden war, jedoch erst 16 Jahre später mit dem Inkrafttreten des
Gesetzes zur Reform des Kindschaftsrechts positivrechtlich beseitigt
worden ist. Die wichtigsten rechtlichen Impulse zur Rückbesinnung
auf das prioritäre Wohl des Kindes und seine zukunftsbezogenen
Lebensinteressen lösten auf globaler Ebene die Kinderrechtskonvention
der Vereinten Nationen von 1989 und im europäischen Rahmen
fortschrittliche Reformgesetze wie vor allem in Skandinavien und
Frankreich aus.
Der noch bis Ende Oktober 1998 agierenden Europäischen
Kommission für Menschenrechte in Straßburg muss in diesem Zusammenhang
weitgehende Passivität und dementsprechend bedauerliches Versagen
angelastet werden. Als sehr positiv ist hervorzuheben, dass die
Fortschritte der einschlägigen wissenschaftlichen Forschung in den
letzten Jahren in mehreren nationalen Reformgesetzen zum
Kindschaftsrecht ihren Niederschlag gefunden haben und das Phänomen
elterlicher Entfremdung (PAS) sich inzwischen auch in der
bundesdeutschen Rechtsprechung einen gesicherten Stellenwert erobern
konnte. Noch bedeutsamer dürfte aber das Faktum wiegen, dass in
zwei jüngsten zu Verurteilungen Deutschlands durch den Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte führenden Fällen von Seiten der
Beschwerdeführer ausdrücklich auf das elterliche Entfremdungssyndrom
(PAS) Bezug genommen wurde und diese damit auf höchster europäischer
Judikaturebene vorerst zumindest einmal aktenkundig geworden ist, auch
wenn der Gerichtshof selbst sich gegenüber dieser Argumentation bisher
noch schweigsam verhält.
Franz Weisbrodt (Direktor des
Amtsgerichts Kandel, ehem. Familienrichter OLG Zweibrücken, BRD)
Möglichkeiten des Familienrichters, den Umgang
des Trennungs-/Scheidungskindes mit beiden Eltern sicherzustellen
ca. 47 Min.
Auch nach der Kindschaftsrechtsreform und dem
unverkennbaren Trend zur Beibehaltung der gemeinsamen elterlichen Sorge
ist das Umgangsrecht des nichtbetreuenden Elternteils das wichtigste
und deswegen besonders schutzbedürftige Instrument zur
Aufrechterhaltung der Bindungsbeziehung zum Kind geblieben. Die
Bekräftigung des Umgangsrechts in Anspruchsform hat nämlich nichts
daran geändert, dass der Streit um die Einräumung und Durchführung
unvermindert hart geführt wird.
Die Familienrichter scheinen in diesem Streit
zwischen die Fronten geraten zu sein.
Der Umgangsberechtigte beklagt eine typische
Richteruntätigkeit und verlangt schnelle Handlungen und Entscheidungen
des Familienrichters. Er kommt zum Schluss: „Mit PAS haben wir genau
genommen ein Familienrichterproblem.“
Der betreuende Elternteil vermisst fehlendes Verständnis
für sich und das Kind, das nach einem Umgang stets verhaltensauffällig
sei.
Bsp.: Oft heißt es: Übernimmt das Familiengericht auch die
Verantwortung, wenn etwas passiert?
Aber: „Sind Richter an allem schuld?“ Gibt es
wirklich eine „familiengerichtliche Zwangsernähung“, d. h. kann der
Richter wirklich befrieden?
Außerdem: Welche Wirkung kann mit Zwang erzeugt, kann
damit überzeugt, kann den Kindern, die Objekt der so genannten
hochstreitigen Fälle, schätzungsweise sind das 5 % der Betroffenen,
geholfen werden? Befinden wir uns in einem „Krieg, den alle
verlieren?“ fragt der Spiegel in einem Beitrag zum Thema).
Was können Eltern vom Familienrichter erwarten?
Viel, insbesondere Sensibilität für die drohende
Entfremdung durch Umgangsvereitelung, aber nicht, dass er eine
Eltern-Kind-Beziehung durch staatlichen Eingriff erzeugt, lediglich,
dass er Raum zu deren Wahrnehmung schafft. Eltern und
Familienrichter agieren in einer speziellen Rollenverteilung, die
voneinander abhängig ist.
Über die Rolle des Familienrichters soll beginnend mit
einer Bestandsaufnahme anhand aktueller Rechtsprechung, dem folgend
Gedanken zum Regelungs- und Zwangsverfahren und endend mit der Suche
nach Perspektiven für eine Steigerung der Wirksamkeit der Anstrengungen
berichtet werden.
Harald Schütz (Familienrichter,
OLG Bamberg, BRD)
Familie und Verantwortung - Nachdenkliche
Anmerkungen eines deutschen Familienrichters ca. 28 Min.
Die Lage der Familie ist kritisch, was insbesondere bei den
immer häufiger und immer brutaler stattfindenden Umgangsvereitelungen
zu Tage tritt. Das in der Rechtssprechung beschworene Kindeswohl kann
nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere Rechtsordnung nicht fähig und
unsere Gesellschft nicht bereit ist, diese, den gesamten westlichen
Kulturkreis bedrohende Gefahr abzuwenden. Eine volle Erfassung der
Problematik und eine ernsthafte Suche nach Abhilfe setzt ein
Überschreiten der Grenzen der einzelnen Fachschaften, der Zeit sowie
der Kulturkreise voraus.
Psychiatrische,
kinderpsychiatrische und psychologische Beiträge /Psychiatric,
child-psychiatric and psychological contributions
Richard A. Gardner, M. D.
(Clinical Professor, Department of Child Psychiatry, College of
Physicians and Surgeons, Columbia University, New York, USA)
The Parental Alienation Syndrome - Past, Present
and Future ca. 63 Min.
In seinem einleitenden Űbersichtsvortrag stellt Professor
Gardner noch einmal einen Überblick über die Entwicklung seiner
Erfahrungen mit PAS dar, beginnend mit dem Zeitpunkt, als er in den
frühen 80iger Jahren erstmals mit dieser Störung in Berührung kam, bis
hin zur Gegenwart. Anschließend wird er über die in Zukunft noch zu
leistende Arbeit sprechen, insbesondere im Hinblick darauf, was wir tun
können, um PAS-Kindern und Eltern, die den PAS Indoktrinierungen eines
Ehegatten zum Opfer gefallen sind, zu helfen.
Immer wieder stellt Prof. Gardner folgende Frage: PAS ist
ein weitverbreitetes Phänomen. Jeder Scheidungsanwalt und jeder
psychologische Scheidungsbegleiter, der mit Menschen arbeitet, die in
Sorgerechtsstreitigkeiten verwickelt sind, hat damit zu tun.
Warum wird PAS also von so vielen derart vehement, ja sogar bösartig,
verleugnet? PAS zu verleugnen, ist so, als wolle man die Existenz
von AIDS bestreiten. Natürlich hat Dr. Gardner seine eigenen
Vorstellungen in Bezug auf diese wichtige Frage, dennoch glaubt er,
dass er noch viel mehr über die erstaunliche Verleugnung von PAS lernen
kann, eine Verleugnung, die eine derart zerstörerische Wirkung auf
viele Tausende von Menschen hat.
Astrid Camps (Fachärztin für
Kinder-/Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Eitorf, BRD)
Psychiatrische und psychosomatische Konsequenzen
für PAS-Kinder ca. 51 Min.
Das
PAS-Konzept Gardners erweist sich in der kinderpsychiatrischen Praxis
als hilfreich. Von PAS betroffene Kinder werden in der Regel vom
entfremdenden Elternteil mit einer für den Therapeuten
konflikthaften Implikation vorgestellt: „Hilf meinem Kind, indem du
mein Krankheitskonzept übernimmst.“ Kann die konflikthafte
Verstrickung der therapeutisch oder exekutiv tätigen
Scheidungsbegleiter in das PAS-Geschehen nicht aufgelöst werden,
ergeben sich für den kindlichen Patienten langanhaltende und
lebensbeeinträchtigende, von hohem subjektivem Leiden begleitete
psychiatrische und psychosomatische Folgestörungen. PAS induziert
einen Spaltprozess innerhalb der scheidungsbegleitenden
Professionen. Die Aufdeckung dieses Spaltprozesses ist daher eine
notwendige Voraussetzung für die gemeinsame Lösungssuche aller
Beteiligten.
Wilfrid von Boch-Galhau,
Dr. med. (Facharzt für psychotherpeutische Medizin, Neurologie,
Psychiatrie, Psychotherapie, Würzburg, BRD) / Ursula Kodjoe (Dipl. Psych., system.
Familientherapeutin, Mediation, Freiburg, BRD)
Drei Fallvorstellungen: Interviews mit einer entfremdeten Mutter, einem
entfremdeten erwachsenen Scheidungskind, und einem entfremdeten Vater nach Sorgerechtswechsel
ca. 28 Min.
Das
Parental Alienation Syndrome ist nicht “Umgangsvereitelung” oder
“jedwede Art von Kontaktverweigerung“ eines Kindes gegenüber dem
außerhalb lebenden Elternteil bei Trennung/Scheidung – wie viele
meinen -, sondern eine psychiatrisch relevante kindliche Störung. Im
Unterschied zu anderen, z. B. psycho-dynamischen
Erklärungsversuchen von kindlicher Kontaktverweigerung liegt bei PAS
regelmäßig eine massive Umgangsbehinderung/Vereitelung und/oder
Manipulation/Indoktrination vor.
Die
aktive Manipulation erfolgt – bewusst oder unbewusst – durch den
erziehenden Elternteil und/oder andere Bezugspersonen (nicht
geschlechtsspezifisch), von denen das Kind abhängig ist. Die
Ablehnungshaltung des Kindes bei PAS beruht nicht auf tatsächlich
gemachten negativen Erfahrungen mit dem zurückgewiesenen Elternteil
(sonst kann nicht von PAS gesprochen werden). Wichtige Mittel bei
der Entstehung des PA-Syndroms sind Abwertung, realitätsverzerrende
und -verzerrte Darstellung des anderen Elternteils,
Kontaktunterbrechung, gezielte Fehlinformationen und/oder Vermittlung
von verwirrenden Doppelbotschaften (double-bind-messages). Der
ohnehin bestehende Loyalitätskonflikt des Kindes wird verschärft.
Angst, Abhängigkeit und Identifikation mit dem Entfremder spielen
bei der Entstehung der kindlichen Symptomatik eine wichtige Rolle.
Eine verwandte Psychodynamik findet sich z. B. beim
Stockholm-Syndrom.
Die
Erzeugung von PAS ist als psychisch-emotionaler bzw. narzisstischer
Kindesmissbrauch anzusehen. Das wird bedauerlicherweise von
zahlreichen Kritikern des PAS-Konzeptes [jüngst z. B. von Carol
Bruch u. a. in der renommierten Zeitschrift für das gesamte
Familienrecht (FamRZ 49 (19) 2002, 1304 – 1315/1317f./1320)]
verharmlost bzw. geleugnet und das Problem auf den Elternkonflikt bei
Trennung und Scheidung reduziert. Dadurch werden die notwendigen
dezidierten psychologischen und juristischen Interventionen häufig
verhindert oder verschleppt. Bei PAS-Fällen der hochgradigen Form
kommt es oft zum langfristigen, nicht selten auch zum endgültigen
Beziehungs- und Kontaktabbruch zwischen Kind und einst geliebtem
Elternteil, manchmal auch zwischen Geschwistern.
Die
folgenschwere Traumatisierung des PAS-Kindes, des hinterbliebenen
(left behind) Elternteils und anderer naher Verwandter (z. B.
Großeltern) wird selten angemessen berücksichtigt. Derart
traumatisierte Menschen finden sich später häufig mit erheblichen
psychischen, psychosomatischen und psychiatrischen Problemen in
nervenärztlichen und/oder psychotherapeutischen Fachpraxen und
Kliniken wieder.
In
der begrenzten zur Verfügung stehenden Zeit werden wir versuchen,
die Problematik anhand spezifischer Einzelschicksale und
Konstellationen und aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.
Helmuth Figdor, Dr. phil.
(Universitätsdozent, Inst. für Sonder- und Heilpädagogik der
Universität Wien, Psychoanalytiker, Psychotherapeut und
Erziehungsberater, Vors. der AG Psychoanalyt. Pädagogik Wien,
Österreich)
Psychodynamik bei sogenannten
"Entfremdungsprozessen" im Erleben von Kindern - Ein kritischer Beitrag
zum PAS-Konzept ca. 62 Min.
Der
Referent teilt mit den Vertretern des PAS-Konzeptes die
Grundüberzeugung, dass nach einer elterlichen Trennung eine gesunde
psychische Entwicklung der Kinder voraussetzt, dass diese auch
weiterhin zu beiden Elternteilen eine intensive Beziehung unterhalten
können.
Nach
Auffassung des Psychoanalytikers birgt der
theoretisch-simplifizierende, behaviouristisch-psychiatrische Ansatz
des PAS-Konzepts jedoch die Gefahr in sich, den psychisch bereits
schwer erschütterten Kindern zusätzliche traumatogene Gewalt
anzutun und warnt davor, die „Erfolge“ Gardners et al. – die
äußerlich feststellbare Besserung bzw. Normalisierung der Beziehung
zum entfremdeten Elternteil (meist der Väter) – vorschnell als
wirklichen Erfolg im pädagogischen bzw. entwicklungs-psychologischen
Sinn zu verstehen.
Anhand
einiger Fallvignetten versucht Figdor zu zeigen, welch
unterschiedliche Wahrnehmungen und psychodynamische Konstellationen
sich beim Kind hinter dem so genannten „Entfremdungssyndrom“
verbergen können, die ebenso viele unterschiedliche Interventionen
seitens der Gerichte und psychosozialen Einrichtungen erfordern
können.
Richard A. Warshak, PhD
(Clinical, Consulting and Research Psychologist, Clinical Professor of
Psychology, Dept. of Psychiatry, University of Texas, Southwestern
Medical Center, Dallas, USA)
Current Controversies Regarding the Parental
Alienation Syndrome ca. 64 Min.
Dr. Warshak bezieht sich auf umfassende wissenschaftliche
Literatur, um die Streitigkeiten über die Existenz, die
Konzeptualisierung und die Behandlung von pathologischer Entfremdung zu
überprüfen. Er befasst sich mit Themen wie der Verleugnung von
pathologischer Entfremdung, der Annahme, dass es sich hierbei um ein
natürliches Nebenprodukt der Scheidung handele, dem relativen Einfluß
des bevorzugten Elternteils und der Richtigkeit eines vom Gericht
angeordneten Umgangs zwischen den Kindern und dem entfremdeten
Elternteil. Auch wird er die Kontroversen besprechen, die für den
wissenschaftlichen Status der Stellungnahmen von Experten bezüglich PAS
relevant sind, einschließlich der Zuverlässigkeit und Richtigkeit der
Diagnose und der Bezeichnung der pathologischen Entfremdung als
„Syndrom“.
Lena Hellblom Sjörgen, PhD
(Investigative Forensic Psychologist, Testimonia, Fagersta, Schweden)
Making a Parent Dangerous - PAS in Sweden and
Norway ca. 50 Min.
Authentische,
überprüfte Fälle werden vorgestellt. Es wurden drei verschiedene
Typen von elterlichen Entfremdern identifiziert:
-
Mutter oder Vater
-
Ein oder mehrere berufliche Scheidungsbegleiter, die sich mit
dem ihre Hilfe suchenden Elternteil identifizieren
- Behördliche
Persönlichkeiten im sozialen Wohlfahrtssystem, wenn sie von Amts wegen
für die Kinder das Sorgerecht innehaben
In
schwedischen und norwegischen Gerichten wurde bestritten, dass Kinder
in schweren Sorgerechtsstreitigkeiten und bei anhaltenden
Indoktrinierungsprozessen schwer geschädigt werden und die Kriterien
von PAS auf sie zutreffen. Auch wurde bestritten, dass langfristig
die Prognose bezüglich schädlicher Auswirkungen besser aussieht,
wenn die Kinder dem entfremdeten Elternteil übergeben werden. Dies
ist bisher nicht akzeptiert worden.
Beiträge über praktische
Interventionen / Contributions about practical interventions
Wera Fischer
(Dipl.-Sozialarbeiterin,
Trennungs-/Scheidungsberatung, Mediation, Familientherapie,
Verfahrens-und Umgangspflegschaften, Institut für Familienmediation,
Sinsheim, BRD) und
Jan Strohe
(Dipl. Pych., Psychologische Beratung, Forensische Psychologie,
Sachverständiger in Familiensachen, Verfahrenspflegschaften, Wuppertal,
BRD).
Möglichkeiten von Verfahrenspflegern in
der Arbeit mit PAS-Fällen -Grundsätzliche Aspekte ca. 59 Min.
Mit
der Kindschaftsrechtsreform wurde 1998 die Möglichkeit geschaffen,
dem Kind, in Verfahren, die seine Person betreffen, einen
Verfahrenspfleger zu bestellen. Ziel war, dem Kind eine
eigenständige, nur den kindlichen Interessen verpflichtete
Interessensvertretung zu sichern.
Die
beiden Vorträge beschäftigen sich mit den Möglichkeiten, die
Verfahrenspfleger im Rahmen von Umgangs- bzw. Sorgerechtsverfahren
haben, wenn das Kind aufgrund der Haltung eines Elternteils den
Kontakt mit dem anderen zu verlieren droht oder bereits verloren hat.
Es wird dabei sowohl darauf eingegangen, welche Rahmenbedingungen
notwendig sind, damit die Ermittlung der kindlichen Interessen
gelingen kann, als auch auf welche Weise der Verfahrenspfleger dafür
Sorge tragen kann, dass den Interessen des Kindes, nach
Aufrechterhaltung beider Elternbeziehungen im Rahmen des Verfahrens
als auch bei der anstehenden Gerichtsentscheidung ausreichend
Rechnung getragen wird. Dazu wird auf entsprechende Fallbeispiele
zurückgegriffen.
Christine Knappert
(Dipl.-Sozialarbeiterin, NLP-Master, Mediation, Leiterin Fachbereich,
Jugendamt Bad Salzuflen, BRD)
Frühe Interventionsstrategien als Möglichkeiten
der Jugendamtsmitarbeiter in der Arbeit mit PAS-Fällen ca. 29 Min.
Wir werden über den grundsätzlichen Auftrag des Jugendamtes sprechen
und die Notwendigkeit seiner Rolle als staatlicher Wächter bei
hochstrittigen Trennungsfamilien, in denen Kinder und Jugendliche einen
Elternteil auf eine extreme Art und Weise ablehnen, für die es keine
offensichtlichen Gründe gibt. Es geht darum, deutlich zu machen, dass
das Jugendamt die Möglichkeiten und die Pflicht hat, dass Verfahren in
diesen Fällen so zu gestalten, dass Kinder und Jugendliche vor
(weiteren) körperlichen, geistigen und seelischen Gefährdungen
geschützt werden. Dabei ist es wichtig, Verhaltensweisen von Seiten der
Erwachsenen, die z.B. auf Ausgrenzung, Abwertung, Existenzverleugnung,
fragwürdige Anschuldigungen dem anderen Elternteil gegenüber hinweisen,
frühzeitig zu erkennen und ein entsprechendes Handlungskonzept zu
erarbeiten.
Michael Blank (Pädagoge, M.A.,
Mediation, Trennungs- und Scheidungsberater, Verfahrenspfleger,
Hamburg, BRD)
Anmerkungen zur Persönlichkeitsstruktur des
betreuenden Elternteils als mögliche zentrale Ursache für die
Entstehung eines elterlichen Entfremdungssyndroms ca. 27 Min.
Wir werden auf Grundstrukturen hinweisen, die für die auffällig
ablehnenden und feindseligen Verhaltensweisen bei Kindern und
Jugendlichen verantwortlich sind. Vorbeugende Maßnahmen, notwendige
Interventionen und Eingriffe des Jugendamtes und des gesamten
Hilfesystems werden vorgestellt
Pamela Stuart-Mills-Hoch
(Educator, [M. A.], Director of Programmes, Rachel Foundation,
Maryland, USA) / Robert Hoch
([M. A.] Director of Operations, Rachel Foundation, Maryland, USA)
Successful Reintegration of Severely Alienated
Children and Their Parents ca. 121 Min einschließlich Diskussion zu
den vorangegangenen Vorträgen.
Die
Rachel Foundation stellt Reintegrationsprogramme fűr Kinder und
Familien zur Verfűgung, deren Bindungen durch Entfűhrung oder
Entfremdung beschädigt oder zerbrochen wurden.
Diese
Initiative hat ihr vierstufiges Reintegrationsprogramm – „Brűcken“
genannt – entwickelt und erfolgreich angewandt. Durch die
Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen wie dem „Nationalen Zentrum
fűr vermisste und ausgebeutete Kinder“, der Vollstreckungsbehőrde,
den Sozialdiensten, verschiedenen US-Gerichten ist es dieser
Initiative gelungen, Familien wieder zusammenzufűhren, die bis zu 10
oder sogar mehr Jahre hochgradig entfremdet waren. Seit ihrer
Grűndung im Jahre 2000 hat sie mehr als 220 Familien aus 21 Ländern
geholfen.
Pamela
Stuart-Mills-Hoch und Bob Hoch, die beiden Grűnder dieser
Initiative, schildern eine reiche Palette von realen Beispielen aus
dem tatsächlichen Leben, um zu zeigen, dass hochgradiges PAS
űberwunden und liebevolle Bindungen zwischen Eltern und Kind
wiederhergestellt werden kőnnen.
Interdisziplinärer
wissenschaftstheoretischer Beitrag / Interdisciplinary
Theoretical-Scientific Contribution
Robert Christopher Barden,
Ph.D,, J. D., L. P., (Clinical and Scientific Psychologist, Legal and
Legislative Consultant, Faculty Positions in a Major Law, Medical
School and Major PhD Psychology Training Programme, North Salt Lake,
Utah, USA)
Building Multi-Disciplinary Legal-Scientific Teams
in PAS and Child Custody Cases ca. 54 Min.
Wissenschaft
und Gesetz sind gewichtige Methoden, um die Wahrheit festzustellen.
Bis vor ganz kurzer Zeit waren Versuche, wissenschaftliche Beweise in
juristische Prozesse zu integrieren, konfus, ineffizient oder noch
schlimmer. In diesem Vortrag werden effiziente Methoden besprochen,
wie man juristisch-wissenschaftliche Teams innerhalb von
scheidungsbegleitenden Berufen gründen und so den Gerichten bei
einer effizienteren Suche nach der Wahrheit behilflich sein kann.
Unsere Diskussion wird sich insbesondere auf die wachsende Bedrohung
für das Wohlergehen der Kinder konzentrieren – Parental Alienation
Syndrom (PAS). Zum größten Teil durch unangebrachte juristische
Vorgehensweisen und Sorgerechtsentscheidungen hervorgerufen, richtet
PAS in vielen Ländern bei Tausenden von Familien schweren Schaden
an. Der richtige Gebrauch von wissenschaftlicher Methodologie,
zusammen mit einer vernünftigen gesetzlichen Vorgehensweise, könnte
dieses ernste soziale Problem erheblich verringern. Wirksame
wissenschaftsintensive Gerichtsstrategien bei
Sorgerechtsstreitigkeiten werden diskutiert.
Abschließende Podiumsdiskussion der Referenten. Moderation: Dr. Christine Brinck. ca 66 min.
1.4.10: 8435