KIND - FAMILIE - MENSCHENRECHTE
INFORMATION
Väter für Kinder
e.V.
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Nummer 1/98
verantwortlich i. S. d. P.: Dr. A. Schneider /
Vorsitzender
Warren
Farrel
Mythos Männermacht
Aus dem Amerikanischen von Elisabeth Brock
Zweitausendeins, 500 Seiten, ISBN 3-86150-108-2
Preis: l0.- DM
Diese deutsche Erstausgabe ist erstmals im Mai 1995
erschienen und liegt inzwischen in neuer Auflage vor.
Erhältlich ist das Buch nur im Versand bei Zweitausendeins
(Postfach, D-60381 Frankfurt am Main) und in den
Zweitausendeins-Läden in Berlin, Essen, Frankfurt,
Freiburg, Hamburg, Köln, München, Nürnberg,
Saarbrücken und Stuttgart.
Der Verfasser hat 25 Jahre lang für die
Gleichberechtigung der Frauen gekämpft, davon drei Jahre
im Vorstand der National Organization for Women in New York. Er
hat durch diese Tätigkeit zu einer positiven Einstellung
zu gesellschaftlichen Änderungen für Frauen und
Männer gefunden. Farrel's Buch ist aus der Beobachtung
heraus geschrieben, daß Männer das Gefühl
haben, in einer Sackgasse zu stecken zugleich aber die
Bereitschaft, an ihrer Situation etwas zu ändern Es ist
kein Angriff gegen die Frauenbewegung, sondern eine Analyse der
gesellschaftlichen Verhältnisse von Männern und
Frauen heute, da die Lebensbedingungen kein auf Geschlechter
festgelegtes Rollenverhalten mehr verlangen.
Farrell bezeichnet die Jahrhunderte gültige
Rollenverteilung als das Stadium I, die heutigen durch den
technischen und medizinischen Fortschritt erreichten
Verhältnisse als Stadium II. Die Frauen haben ihre neuen
Möglichkeiten erkannt und sich organisiert um für
sich erweiterte bürgerliche und politische Rechte
durchzusetzen. Eine entsprechende Bewegung der Männer hat
bisher nicht stattgefunden - weder in den USA, wo die
Auseinandersetzung viel weiter fortgeschritten ist als in
Deutschland, noch hier. "Der Feminismus", so Warren, "zeigt nur
die Schattenseiten der Männer auf und die Sonnenseiten der
Frauen. Er venachlässigt die Schattenseiten der Frauen und
die Sonnenseiten der Männer." Der Verfasser beschreibt die
Lebenswirklichkeit von Männern und Frauen unserer Zeit im
einzelnen:
- Die Lebenserwartung von Frauen ist heute fast
überall erheblich höher als die von Männern
Die Ursachen sind nicht biologischer Natur, wie Farrell
nachweist, sondern liegen in den Lebensumständen
begründet.
- In allen Altersstufen ist die Selbstmordrate von
Männern um ein Vielfaches höher als die von
Frauen.
- Den eklatantesten Verstoß gegen das
Gleichheitsgebot der Verfassung sieht Farrell in der
einseitigen Wehrpflicht der Männer.
- Im Berufsleben ist Gleichheit zwar an der Spitze
hergestellt nicht aber an der Basis. Nach wie vor arbeiten
in Todesberufen" (z. B. Feuerwehr, Bergbau, Baugewerbe,
Dachdecker, Müllfahrer) nahezu ausschließlich
Männer. In den Statistiken zu Unfallhäufigkeit
und berufsbedingten Krankheiten liegen die Männer
vorn.
- Für gleiche Verbrechen (etwa Vergewaltigung,
Raubüberfälle, Einbruch, Diebstahl) werden
Männer härter bestraft als Frauen. Die
Todesstrafe wurde gegen eine Frau bisher nur in ganz
wenigen Fällen vollstreckt, aber zu hunderten gegen
Männer.
- Auch mit dem Familienrecht und den Gesetzen gegen
sexuelle Belästigung hält das System seine Hand
über die Frauen. Ein Rechtsanwalt wird mit Worten
zitiert, die auch in Deutschland gefallen sein
könnten: "Ich vertrete viel lieber weibliche Klienten,
weil das System ganz klar auf ihrer Seite ist."
Aus Farrels Analyse ergibt sich, daß die Behauptung
von der Macht der Männer zwar für den Feminismus
ihren Zweck erfüllt, kritischer Nachprüfung aber
nicht standhält. In seinen Schlußfolgerungen tritt
Farrell für einen Bewußtseinswandel ein, der
streckenweise die Züge einer Utopie im besten Sinne
annimmt. Er plädiert dafür, Gleichberechtigung und
Gleichverpflichtunng in der Verfassung zu verankern. Er
empfiehlt, Richter nicht mehr zu wählen die in Scheidungen
in mehr als 60% der Fälle Müttern das alleinige
Sorgerecht zusprechen. Er fordert die Männer dazu auf,
eine politische Bewegung zu bilden, wie es vor ihnen die Frauen
getan haben. Er fordert gezielte Hilfsangebote für
Männer. Er fordert die Medien auf Beziehungsprobleme nicht
ausschließlich aus Frauensicht zu behandeln. Und er
verlangt, daß Väter die gleichen Rechte auf ihre
Kinder haben sollen wie Mütter. Das Stadium lI sieht er
dann als erreicht an, wenn in allen gesellschaftlichen
Bereichen gleiche Verhältnisse für Männer und
Frauen hergestellt sind. Seine Feststellungen beziehen sich
natürlich auf die Verhältnisse in den USA.
Der deutschen Ausgabe ist ein Vorwort der Frauenbeauftragten
Marianne Grabrucker vorangestellt. Sie erinnert daran,
daß der von Farrell angestrebte Bewußtseinswandel
in den USA bereits Konturen annimmt, in Deutschland aber noch
nicht erkennbar ist. Auch sie plädiert dafür,
"daß sich die Männer der vielen Nachteile ihrer
Situation bewußt werden daß auch sie beginnen ihre
Lage nicht länger als unabänderlich und als
naturgegeben hinzunehmen", und "daß die Frauen sich vom
Feindbild "Mann" verabschieden.
Wir haben es hier mit einem Buch zu tun, daß
überaus sorgfältig recherchiert, kenntnis- und
ideenreich und überdies fesselnd geschrieben ist. Farrel
bleibt für seine Feststellungen keine Nachweise schuldig.
Das Werk genügt in seiner Sorgfalt und Genauigkeit
wissenschaftlichen Ansprüchen. Man kann ihm nur viele
Leser und Leserinnen wünschen, damit es auch hierzulande
seinen Beitrag dazu leisten kann den Weg von der
Agressivität der Frauenbewegung hin zu mehr Partnerschaft
und Gleichbehandlung der Geschlechter zu finden.
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