VON RUDOLF HUBER
Das Vater- Bild ist eindeutig: negativ. Der Papa ist morgens schlecht drauf, läßt die Mama die ganze Arbeit machen. Er schimpft und schlürft seinen Kaffee. Dafür ist die Mutter der reinste Engel - fleißig, liebe- und verständnisvoll.
Wie im richtigen Leben? Natürlich gibt's Familien, in denen die Rollenverteilung zwischen Frau und Mann genau so funktioniert. Aber die Norm ist das nicht. Meint der Münchner Martin Weidhaas, der in einer Leseprobe seiner Drittklässler- Tochter eine Anhäufung genau dieser Klischees vorfand. Jetzt hat der alleinerziehende Vater eine Petition im Landtag eingereicht: gegen die Väter-Diskriminierung und Mütter-Idealisierung an Schulen.
Schon öfter ist Martin Weidhaas aufgefallen, daß Väter im Unterrichts-Material seiner Tochter zum Teil sehr schlecht gemacht werden. Nach Meinung des Münchners würden dadurch Vorurteile geweckt, ,,die für die psychische Entwicklung der Kinder schädlich sind".
Doch die Väter-unfreundliche Probe, die seine neunjährige Tochter jetzt nach Hause brachte, war zuviel für den Münchner. Er sprach die Deutsch-Lehrerin seiner Tochter darauf an. Doch die meinte nur, er würde wohl ein bißchen übertreiben. Weidhaas: ,,Immerhin erfuhr ich, daß dieser und andere Texte vom Bayerischen Kultusministerium auf den Ausbildungsseminaren für Grundschul-Lehrkräfte verteilt und empfohlen werden."
Von der Petition erhofft sich der Münchner, ,,daß die Verantwortlichen aufwachen, nicht nur im Kultusministerium". Mit den ,,ständigen häßlichen Polemiken" gegen die Männer müsse Schluß sein. Martin Weidhaas: ,,Ich tue alles für meine Tochter. Dafür will ich nicht verklärt werden. Ich will mich aber auch nicht anspucken lassen."
,,Der Mann hat vollkommen Recht", findet Toni Schmid, der Sprecher des Kultusministeriums. ,,Wir diskriminieren all die windelsäubernden, selbst stillenden, das Kind weckenden, Frühstück zubereitenden, Pausenbrot schmierenden, das Kind zur Schule bringenden und wieder abholenden, mit dem Kind Hausaufgaben machenden, stundenlang spielenden, das Kind zu Bett bringenden und schließlich in den Schlaf singenden Väter. Damit diskriminieren wir die überwältigende Mehrheit der bayerischen Väter. In gebotener Zerknirschung bin ich gerne bereit, mich bei jedem Einzelnen zu entschuldigen. Das wird etwa eine Minute dauem."
Zutreffendes bitte ankreuzen: Diese Probe einer Drittklässlerin ärgerte ihren Vater (kleines Foto) so, daß er eine Petition an den Landtag verfaßte - weil der Vater in dem Text so schlecht wegkommt.
Vermutlich kann man auch in anderen Schulbüchern zu derart diffamierenden
Texten fündig werden, vgl. dazu Wozu
braucht man eigentlich Papas? (von Ragnhild Nilstun)
Entnommen aus: Pusteblume - Das Lesebuch 2. Schuljahr, Seite 62/63,
Schroedel Verlag GmbH, Hannover.
Zum Vergleich verweisen wir nur auf die jüngste Resolution
des Amerikanischen Kongresses zur Wichtigkeit von Vätern und die
dort erwähnten nationalen Vaterschaftsiniativen, die auch die Schulen
in hohem Maße einbeziehen. Zu diesem Bild gehört selbstverständlich
auch, daß auch getrennt lebende Elternteile, unabhängig vom
Sorgerecht nicht nur ein Recht auf volle Information über ihre Kinder,
direkt
durch die Schule, haben, sondern ihre aktive Beteiligung am schulischen
Geschehen schon längst als sehr wichtig erkannt wurde und daher erwünscht
ist. Bei uns dagegen sind nichtsorgeberechtigte Elternteile vom schulischen
Geschehen faktisch ausgesperrt.