Das neue PAPS 1998 Nr. 1 setzt diesen Themenschwerpunkt.
Unter den Aufsätzen ist ein Interview mit der französischen Psychoanalytikerin Christiane Olivier über die Bedeutung der Tochter-Vater-Beziehung: Plädoyer für Väter, vgl. dazu auch ihr bekanntes Buch über die Rolle der Vaterschaft, "Die Söhne des Orest", das auch Väter für Kinder e.V. rezensierte, vgl. Vfk Info 4/97.
In dem Interview bestätigt sie die wichtige Rolle von Vätern sowohl für das Selbstbewußtsein der heranwachsenden Tochter, als auch schon für das Kleinkind. Obwohl es, im Gegensatz zu früheren Generationen, praktisch selbstverständlich geworden ist, daß sich "werdende Väter" schon vor der Geburt für ihren Nachwuchs interessieren, an der Geburt teilnehmen, und dann natürlich sich auch an der Pflege des Babys beteiligen, mußte wohl auch eine Erscheinung angesprochen werden, die diese so erfreuliche, auch von C. Olivier hier wieder eindringlich bejahte Entwicklung erheblich gefährdet. Es ist die zunehmende Angst von Vätern vor dem körperlichen Kontakt mit ihren Kindern, wegen der Gefahr sich einem sexuellem Mißbrauchsvorwurf auszusetzen. Die meisten Väter werden die Antwort von Christiane Olivier, wenigstens teilweise, nachvollziehen können, oder sind vielleicht auch schon zu ähnlichen Schlußfolgerungen gekommen:
Die Soziologin Anita Heiliger ( ,,Alleinerziehen als Befreiung. Mutter-Kind-Familien als positive Sozialisationsform und als gesellschaftliche Chance", 1993. Aktiv gegen Männergewalt, 1997/98), zum Beispiel, spricht von einer Karriere der Täterschaft die nach immer mehr verlangt, so daß aus einem Exhibitionisten sogar ein Sexualmörder werden könne (vgl. Bericht der Süddeutschen Zeitung, 10.3.97, über ein Expertenforum). Es ist aber doch anzunehmen ist, daß sich zumindest diese Täter in ihrer gravierenden Persönlichkeitsstörung wesentlich unterscheiden. Allerdings muß darauf hingewiesen werden, daß sich viele forensische Fachleute nur darin einig sind, daß es (noch) kein empirisch bestätigtes, brauchbares Täterprofil bei Sexualdelikten gibt, vgl. z.B. R. Underwager & Hollida Wakefield, Psychological Evaluations you need for trial: What they can and cannot do, Issues In Child Abuse Accusations, 7(1), 30-52 (1995). Die Ausführungen der brillanten Psychoanalytikerin C. Olivier geben aber zu diesem Thema, wie allgemeiner ihr oben zitiertes Buch zur Vater-Kind Beziehung, selbst ohne Zahlenmaterial, zumindest Denkanstöße und brauchbare Anregungen für eine empirische Forschung. Bei manchem anderswo vorgelegten Zahlenmaterial vermißt man zumindest das Denken.
Erwähnen möchten wir hier auch eine sehr gut gelungene Rezension des Aufsatzes von U. O.-Kodjoe und Peter Koeppel, The Parental Alienation Syndrom (PAS), unter dem Titel ,,Wenn Kinder nicht mehr wollen. Von der aufgezwungenen Ablehnung". Sie erschien in derselben PAPS Nummer, obwohl von diesem Problem keineswegs nur Väter oder Töchter betroffen sind, oder unbedingt ein sexueller Mißbrauchsvorwurf als ,,spektakulärer Vernichtungsschlag" eingesetzt werden muß, um eine trotz Trennung/Scheidung noch vorhandene Eltern-Kind-Beziehung zu zerstören.
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