Psychologie im Kindschaftsrecht
- Statistik: In der führenden professionellen medizinischen Datenbank MEDLINE
finden sich derzeit (19.8.2007) Hinweise auf 20770
Veröffentlichungen (in Fachzeitschriften) in der Kategorie Eltern-Kind
Beziehung, davon 12537 zur Mutter-Kindbeziehung und 2263 zur Vater-Kind
Beziehung, ferner 4413 zu ,,Family Relations". Zu "Paternal
Deprivation" (Vater-Entbehrung) gibt es 505 Einträge, zu Maternal
Deprivaton 1695. Zu "Family" sind es insgesamt 46 493. Mit
dem Suchwort "Child Custody" (Elterliche Sorge) sind es 866, aber
unter Einschluss aller Subkategorien (exp
child abuse/ or exp child advocacy/ or exp child custody/ or exp child
welfare/ or exp divorce/ or exp expert testimony/ or exp forensic
psychiatry/ or exp jurisprudence/ or exp legal guardians/ or exp
parents/ or "child custody".mp.) erhielte man insgesamt insgesamt 1134
907 Einträge. Man wird also die Suche eingrenzen müssen.-----
- Gemeinsame Sorge: Im März Heft von Journal of Family Psychology (Vol 16, No. 1., 2002), herausgegeben von der American Psychological
Association
(APA), der größten Organisation (155.000 Mitglieder) amerikanischer
Psychologen, erschien eine sehr detaillierte statistische Studie (Meta-
Analysis von 33 Publikationen) über 1846 Kinder mit einem allein
sorgeberechtigten Elternteil (weit überwiegend Mütter) und 814 Kinder,
bei denen die Eltern gemeinsame rechtliche Sorge hatten, oder auch das
in den USA schon weit verbreitete Modell (joint physical
custody)praktizieren, bei dem die Kinder abwechselnd etwa gleich viel
Zeit mit beiden Elternteilen verbringen. Einbezogen wurden auch 251
intakte Familien. Es zeigt sich, dass Kinder mit gemeinsamer Sorge in
den allermeisten Fällen sich besser entwickeln, weniger
Verhaltenstörungen und emotionelle Probleme aufweisen, in der Schule
besser vorankommen und ein besseres Selbstwertgefühl entwickeln.
Dabei käme es nicht so sehr darauf an, dass der Wohnort alterniert,
sondern, dass die Kinder hinreichend viel Zeit auch mit dem
Nichtwohnelternteil (Vater) verbringen können. Gemeinsame Sorge würde
den wichtigen Fortbestand des Kontaktes zu beiden Eltern fördern.
Breiten Raum nimmt in der Studie auch die Frage elterlicher Konflikt
vs. gemeinsame Sorge ein, die sich keineswegs so einfach
entscheiden läßt, wie das hierzulande oft scheint ("Kopfschütteln"
genügt als Gegenargument.) Obwohl sich zeigt, dass gemeinsame Sorge
konfliktmindernd wirkt und auch zur anhaltenden Zufriedenheit beider
Eltern beiträgt, ist eine gewisse Preselektion, nämlich dass sich
Eltern bei denen von vornherein das Konfliktpotential sehr niedrig war
bevorzugt dafür entscheiden, nicht auszuschließen. Dazu wären mehr
empirische Studien wünschenswert. Zusätzlich zur zusammenfassenden Pressemitteilung ist auch der
gesamte Aufsatz, "Child Adjustment in Joint-Custody Versus Sole-Custody Arrangements: A Meta-Analytic Review," von Robert Bauserman, Ph.D., Journal of Family Psychology, Vol 16, No.
1., mit einer sehr umfangreichen Literaturliste (als pdf file) abrufbar.
Als
erster Überblick zum obigen Arbeit (auch mit einfacherem Englisch)
eignet sich vielleicht ein gerade in USA TODAY (einer der
auflagenstärktsten Tagezeitungen) erschienener Artikel: Joint custody best for kids after divorce, study says Contact with both parents helps
children's behavior, school performance and self-esteem. By Karen S. Peterson, USA TODAY.
- Jopt, Jugendhilfe und Trennungsberatung
- Christiane Olivier: Die Söhne des Orest - Ein Plädoyer für Väter -
- PAS und Systemische Familientherapie Bericht von Frau Dipl. Psych. Ursula Kodjoe über die 37.
Jahreskonferenz des AFCC (Association of Family and Conciliation Courts) in New Orleans vom 31.5.- 4.6.2000: „Alienation, Access & Attachment“
- Ursula Ofuatey-Kodjoe,»Zum Wohle des Kindes: Je
jünger, desto weniger Kontakt?«,Zur Fragwürdigkeit von Faustregeln, Zentralblatt für Jugendrecht, 84. Jahrgang Heft 7/8/1997 Seite 233.
- Auch
auf die Gefahr hin, dass dadurch wieder eine fruchtlose Debatte, am
eigentlichen Problem vorbei, ausgelöst wird, wie ob es sich beim "Parental
Alienation Syndrome" auch wirklich um ein Syndrom handle: Aber wussten Sie schon was das "Erlkönig Syndrom" ist? Eine ausführliche Beschreibung (mit
52 weitereren Literaturstellen) findet sich jedenfalls in ,,Sleep disturbance and father hunger in 18- to 28-month-old boys: The Erlkoenig syndrome."
von James M. Herzog (Children's Hospital Medical Center, Boston),
erschienen in der Fachzeitschrift Psychoanalytic Study of the Child.
[Vol 35, S. 219-233, 1980.] Demnach handelt es sich um eine
psychosomatische Schlafstörung in kleinen Jungen die mit dem Verlust
des Vaters durch Trennung/Scheidung einhergeht. Die Albträume und der
nächtliche Terror werden beschrieben und die Therapie wird an drei
Fallbeispielen 18, 22, und 28 monatiger Kinder illustriert. [Anmerkung:
Es ist natürlich zu erwarten, dass dieselben Probleme auch bei kleinen
Mädchen und bei dem rein zahlenmässig weit weniger häufigen
Mutterverlust auftreten, auch wenn dann der Bezug auf das bekannte Gedicht (1782) von Goethe weniger direkt erscheint.]
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Zuletzt geändert:17 January 2022.